Diaspora
Als jüdische Diaspora wird die jüdische Bevölkerung außerhalb des Landes Israel im Laufe der Jahrhunderte bezeichnet. Vor vielen Jahrhunderten hat das ganze jüdische Volk im Land Israel gelebt. Mit der Eroberung des Nordreichs Israel im Jahr 722 v.d.Z. wurden die ersten Juden und Jüdinnen aus dem Land Israel vertrieben. Die jüdische Diaspora im heutigen Sinn beginnt aber erst mit der babylonischen Eroberung des Südreichs Juda im Jahr 587 v.d.Z.. Im Zuge dessen sind viele Juden und Jüdinnen nach Babylonien exiliert worden. Wenige Jahrzehnte später kehrten viele wieder zurück ins Land Israel – ein paar blieben aber in Babylonien.
Im Laufe der weiteren Jahrhunderte begannen einige Juden und Jüdinnen auch in anderen Bereichen des östlichen Mittelmeerraums zu siedeln. Das zweite große Exil der Juden und Jüdinnen begann aber mit der Zerstörung des Zweiten Tempels von Jerusalem durch die Römer im Jahr 70 n.d.Z.. Nachdem der Tempel und die Stadt Jerusalem zerstört worden war und die römische Herrschaft über diesen Landstreifen immer strenger geworden ist, siedelten sich Juden und Jüdinnen in verschiedensten Teilen der Welt an.
Einige blieben im Land Israel und dort wurden die Mischna und der Jerusalemer Talmud im der Spätantike zusammengestellt. Andere zog es nach Babylonien. Auch dort ging das jüdische religiöse und kulturelle Leben weiter und dort wurde auch der Babylonische Talmud verfasst, der bis heute sehr wichtig und einflussreich in Sachen jüdisches Recht ist. Juden und Jüdinnen gelangten über Italien nach Mitteleuropa, über Nordafrika nach Spanien und Portugal und wurden Teil der dortigen Gesellschaft – auch wenn sie regelmäßig mit Anfeindungen konfrontiert waren. In der Diaspora wurden viele Ideen, Konzepte und Traditionen entwickelt, die heute sehr wichtig im Judentum sind. Auch nach der Rückkehr vieler Juden und Jüdinnen ins Land Israel nach der Gründung des Staates Israel bleibt die Diaspora ein wichtiger Teil der jüdischen Identität.
Juden und Jüdinnen, die in der Diaspora leben, fühlen sich als Teil der Gesellschaft, in der sie leben, und als Teil des Staates, in dem sie Bürger und Bürgerinnen sind. Jüdisch sein in der Diaspora ist möglich – mitzuerleben, wie Juden und Jüdinnen im Staat Israel selbstständig leben und dort die Mehrheitskultur prägen, gibt Juden und Jüdinnen in der Diaspora Inspiration, ihre jüdische Identität hochzuhalten.