Sünde
Judentum
Die Seele jedes Menschen besitzt in der jüdische Vorstellung einen göttlichen Funken, der rein und gut ist und der selbst nie verloren gehen kann. Wenn der Mensch eine Sünde begeht – sei es ein Vergehen im Bereich der menschlichen Beziehungen und im Bereich der Beziehungen zwischen Mensch und Gott – so verunreinigt er seine Seele. Gott ist aber barmherzig und vergibt Sünden, wenn der Mensch die Möglichkeit ergreift, aufrichtig Reue zu zeigen und sich zu entschließen, diese Sünde nie wieder zu begehen (Teschuva, תשובה). Die Erlösung durch den Messias hat somit auch nichts mit der Vergebung aller Sünden zu tun. Jeder Mensch ist dazu befähigt.
Christentum
Mit dem Begriff Sünde wird menschliche Schuld religiös gedeutet und in ein Verhältnis zu Gott gestellt. Bei der Tatsünde handelt es sich um eine Verfehlung Gott gegenüber, die zu einer Trennung von Gott führt. Letztendlich besteht die Sünde im Unglauben, das Vertrauen auf Gott fehlt und dieses fehlende Vertrauen bewirkt die Trennung von Gott. Neben dieser Tatsünde gibt es auch die sogenannte Erbsünde, nach dem Sündenfall befindet sich die Menschheit in Distanz zu Gott. Heute wird statt dem Begriff Erbsünde oft Ursünde verwendet, um die Konnotation der biologischen Vererbung der Sünde zu verhindern. Sünde ist ein Teil des Selbstverständnisses der/des Gläubigen im Verhältnis zu Gott.
Islam
Das Konzept der Erbsünde ist dem Islam völlig fremd, denn im Verständnis des Islam kann die Sünde nicht auf andere Menschen übertragen oder vererbt werden. Im Qur`an wird geschildert, dass jede Person in geistig-spiritueller Reinheit geboren wird und nur die eigenen schlechten Handlungen den Menschen von dieser Reinheit abbringen. Es wird stark betont, dass jeder Mensch für seine eigenen Taten verantwortlich ist und von Gott entsprechend beurteilt wird. In der islamischen Lehre wird unter der Sünde jene Handlung des Menschen verstanden, die sich gegen den Willen Gottes richtet. Es ist von großer Bedeutung, dass der Mensch seine Sünde bereut und Gott um Vergebung bittet. Denn im Qur`an beschreibt sich Gott selber als der All-Barmherzige, All-Verzeihende, All-Gnädige und der Reue-Annehmende, der den Menschen ihre Sünden vergibt, sofern sie diese bereuen. So hat Gott auch Adam und Eva ihre Ungehorsamkeit verziehen, da auch sie Reue zeigten.