Stefanitag 2024
26. Dezember, ev., kath. | 27. Dezember, orth.
Wie weit bist du bereit für deinen Glauben zu gehen? Mit dem heiligen Stephanus feiern Christinnen und Christen heute einen sehr mutigen Glaubenszeugen. Doch wer war dieser Stephanus?
Wenn uns jemand über sein Leben erzählt, dann sind das Geschichten über Freuden und Schmerzen, über Entscheidungen und ihre Folgen, über Pläne und Überraschungen. Manchmal macht uns das traurig, manchmal fröhlich, manchmal nachdenklich. Vielleicht können wir manchmal sagen: so etwas habe ich auch schon erlebt! Oder wir hören etwas ganz Neues und denken uns vielleicht: wenn ich mal in dieser Lage bin, will ich das genauso machen.
Am heutigen Stefanitag geht es auch um eine Lebensgeschichte, nämlich die eines Mannes namens Stephanus. Er lebte ungefähr zur gleichen Zeit wie Jesus. Nach dem Tod und der Auferstehung von Jesus hat sich die erste christliche Gemeinde gebildet und Stephanus war dort sehr engagiert. Er kümmerte sich um die Armen in der Gemeinde und schaute, dass niemand übersehen wurde. Aber nicht nur das. Stephanus war auch ein sehr talentierter Redner. Wenn er über seinen Glauben sprach, kamen viele um ihm zuzuhören und viele schlossen sich der christlichen Gemeinde an. Besonders überzeugend war, dass er nicht nur redete, sondern dass er durch sein ganzes Leben und Tun seinen Glauben zeigte.
Aber nicht allen gefiel das, was Stephanus sagte. Manche hatten Angst, weil sie nicht wussten, wohin das alles einmal führen würde. Manche dachten, dass er einen falschen Glauben lehrte. Manche befürchteten Macht und Einfluss zu verlieren. Auf jeden Fall hatte Stephanus sehr mächtige Gegner. Doch Stephanus versteckte sich nicht, sondern trat ihnen mutig entgegen. Er versuchte ihnen seinen Glauben zu erklären. Am Ende wussten seine Gegner nicht, was sie dagegen erwidern sollten. Sie fühlten sich von Stephanus in die Enge getrieben – und wurden richtig wütend. Als Stephanus immer noch nicht nachgab, brannten bei seinen Gegnern alle Sicherungen durch: sie hielten sich die Ohren zu, griffen Stephanus an, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Während er starb, betete Stephanus und bat Gott um Vergebung für die, die ihn töteten.
Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende, denn es geschah etwas völlig Unerwartetes: einige Zeit später bekehrte sich Paulus, einer der stärksten Gegner von Stephanus, zum christlichen Glauben. Und obwohl er am Tod von Stephanus mitschuldig war, wurde er zum größten christlichen Missionar – und wurde am Ende von den Römern für seinen Glauben getötet.
Stephanus ist also der erste Märtyrer, das heißt „Blutzeuge“, der für seinen Glauben an Jesus getötet wurde. Bis heute ist er für viele Christen ein Vorbild, besonders für diejenigen, die selbst wegen ihres Glaubens verfolgt werden und unter Todesdrohungen leiden. Die Geschichte von Stephanus kann ermutigen, furchtlos zum eigenen Glauben zu stehen. Sein Zeugnis stärkt noch heute den christlichen Glauben.
Der Stefanitag wird von Christinnen und Christen auf der ganzen Welt gefeiert. In der orthodoxen Kirche wird dem heiligen Stephanus am 27. Dezember (gemäß julianischem Kalender am 9. Jänner) gedacht. Von Seiten vieler serbischer Familien wird er auch als Familienschutzpatron gefeiert. Eine besondere Bedeutung hat Stephanus für Wien und Umgebung: er ist der Patron für die Erzdiözese und Namensgeber des Stephansdoms! Deshalb läutet an diesem Tag auch die Pummerin, die größte und schwerste Glocke des Stephansdoms. Ein anderer Brauch ist in manchen Regionen der Stefaniritt, bei dem anschließend die Pferde gesegnet werden.
Tipp: Wenn du in Wien lebst oder mal nach Wien kommst, besuche den Stephansdom. Auf dem großen Gemälde, ganz vorne in der Mitte, ist der Tod von Stephanus dargestellt. Und falls du am 26.12. morgens in den Stephansdom kommst und es ein sonniger Tag ist, kannst du den ganzen Dom lichtdurchflutet sehen. Der Stephansdom ist nämlich genau auf den Punkt ausgerichtet, an dem am 26.12. die Sonne aufgeht.
Bibelstellen: Apostelgeschichte 6,1-8,1; 9,1-22
KJÖ, ES / EJÖ, PG / OJÖ, ND