Mariä Empfängnis 2024
8. Dezember, kath. / 9. Dezember, orthodox
Es ist wohl das am häufigsten missverstandene christliche Fest: das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Klingt kompliziert… Was hat es damit auf sich?
Eine Schwangerschaft kann sehr viel Freude bringen. Ein neues Leben beginnt. Einzigartig, unwiederholbar, unersetzbar. Ein kleines Wunder. Durch die Schwangerschaft ändert sich auch vieles: nicht nur das Leben und der Alltag der Mutter ist plötzlich ganz anders „zu zweit“, auch das Leben des Vaters ändert sich in der Erwartung des Kindes und in der Sorge um die schwangere Frau. Die Beziehung zwischen den beiden ändert sich, aus einem Mann und einer Frau werden Vater und Mutter. Aber auch die anderen Beziehungen können intensiver werden, wenn die eigenen Eltern, Geschwister und Verwandten nach der Geburt kommen, um das Kind zu sehen.
Beim heutigen Fest „Maria Empfängnis“ oder offiziell „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ geht es um den Beginn einer besonderen Schwangerschaft, die nicht nur Auswirkungen auf eine bestimmte Familie, sondern auf die ganze Menschheit hat. Es geht nämlich um die Großeltern von Jesus, die Joachim und Anna heißen. Sie zeugen Maria, die Mutter von Jesus. Und deshalb wird heute der Beginn des Lebens von Maria gefeiert.
Doch was ist nun das Besondere daran? Maria ist nicht nur ein Kind, wie andere Kinder auch. Sie ist von Anfang an ein von Gott begnadeter Mensch. Später, als der Engel Gabriel ihr die Geburt ihres Sohnes Jesus verheißt, spricht er sie deshalb als „Begnadete“ an. Maria wurde vor dem Schuldzusammenhang bewahrt, in dem seit Anbeginn, also seit Adam und Eva alle Menschen verstrickt sind. Adam und Eva haben die Gemeinschaft mit Gott gebrochen. Und da sie und auch wir nicht allein auf dieser Welt sind, hat alles Schlechte das jemand tut, Auswirkungen auf andere Menschen und indirekt sogar auf die ganze Menschheit. Wenn man zum Beispiel etwas Schlechtes macht, kann es sein, dass andere dabei zuschauen und das dann nachahmen. Es ist ein echter Teufelskreis, aus dem wir nicht aus eigener Kraft völlig aussteigen können. Aber Gott hilft uns, indem er einen Menschen – nämlich Maria – vor dieser Schuldverstrickung der Menschheit bewahrt hat. Mit ihr will Gott den Menschen einen neuen und besseren Weg zeigen.
Mit dem jüdischen Mädchen Maria setzt Gott einen neuen Anfang. Er hat sie vom Moment ihrer Zeugung an auserwählt. Sie lebt in ungetrübter Freundschaft mit Gott und kann so später selbst die Mutter von Jesus werden.
Obwohl Maria für alle Christen ein besonderer und wichtiger Mensch ist, wird das heutige Fest „Maria Empfängnis“ nur von der katholischen Kirche gefeiert, weil dieses Datum vom Papst als dem Oberhaupt der katholischen Kirche 1854 festgelegt wurde (die Wurzeln des Festes sind aber schon älter).
An manchen Orten finden heute traditionelle (Lichter-)Prozessionen auf der Straße statt. Ein neuerer Brauch hingegen sind Segensfeiern für Schwangere, die heute ebenfalls in manchen Kirchen stattfinden.
In der orthodoxen Kirche findet das Fest immer am 9. Dezember statt und wird als „Empfängnis der Allheiligen Gottesmutter durch die heilige Anna“ bezeichnet. Im Verständnis der orthodoxen Kirche kam die Empfängnis Marias zwar durch die körperliche Vereinigung Joachim und Annas zustande, ermöglicht wurde diese aber durch die Vorsehung Gottes. Maria hatte, wie auch alle anderen Menschen, einen freien Willen. Das bedeutet, dass sie durchaus hätte sündigen können, sich aber bewusst dagegen entschieden hatte. Sie gehorchte ohne Vorbehalt dem Willen Gottes und entschied sich dazu, Jesus Christus, welcher allein ohne Sünde und Gottes Sohn ist, zu gebären.
Interreligiöser Fact: Maria ist eine Person, die in gewisser Weise Christen, Muslime und Juden verbindet und zugleich auch trennt. Für Juden ist Maria eine Jüdin, eine Tochter Israels. Und für Muslime spielt sie als Mutter Jesu auch eine besondere Rolle, sodass ihr im Koran eine eigene Sure gewidmet ist. Im Christentum wird sie als Mutter des Sohnes Gottes verehrt.
Bibelstellen: Lukas 1,28
KJÖ, ES / OJÖ, ND / EJÖ, PG