Gründonnerstag 2024
28. März, ev., kath. / 2. Mai, orth.
Wein, Brot und das Waschen von Füßen: Jesus feierte einen unvergesslichen Abschied. Und gab so der Kirche einen Grund, bis heute zu feiern. Doch was hat das mit der Farbe grün zu tun?
Im Gefängnis geht ein Mann mit einer Schüssel Wasser zu einem jungen Häftling. Er kniet sich nieder, gießt langsam Wasser über den nackten Fuß des Jugendlichen und trocknet ihn mit einem Tuch ab. Als er damit fertig ist, nimmt er den Fuß des Jugendlichen und küsst ihn. Dann steht er auf, geht zu einem anderen Häftling und wiederholt seine Handlung.
Diese Szene hat sich am Gründonnerstag vor zwei Jahren in einem Gefängnis in Rom abgespielt. Der Papst wusch zwölf jungen Häftlingen unterschiedlicher Herkunft und Religion die Füße. Hat der Papst als Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Christen nichts Besseres zu tun, als Gefangenen die Füße zu waschen? Die Antwort ist einfach: nein. Indem der Papst das tut, folgt er nämlich genau dem Beispiel und Auftrag Jesu – und tut damit das, was er tun soll.
Am Abend vor seinem Tod hat sich Jesus von seinen Freunden verabschiedet. Und das hat er eigentlich so gemacht, wie wir es auch heute tun: mit einer Abschiedsfeier. Es war eine Abschiedsfeier, die uns bis heute in Erinnerung geblieben ist. Denn er wollte angesichts seines nahen Todes nicht nur ein letztes Mal die Gesellschaft seiner Freunde genießen, sondern auch eine bleibende Gemeinschaft gründen. Das tat er in zwei Handlungen, die bis heute in der Kirche erinnert und wiederholt werden. Erstens wusch er an diesem Abend jedem seiner zwölf engsten Freunde die Füße. Er erklärte ihnen: so wie ich euch liebe und deshalb diene, genauso sollt auch ihr einander lieben und dienen. Zweitens nahm er das Brot, brach es in Stücke und gab es seinen Jüngern zu essen. Auch nahm er einen Becher mit Wein und ließ alle daraus trinken. Dabei sagte er, dass das Brot für seinen Leib und der Wein für sein Blut stehen. Er dachte dabei schon an seine baldige Hinrichtung, die nicht nur eine schreckliche Ungerechtigkeit sein sollte, sondern in der er zeigen wollte, wie unendlich groß die Liebe Gottes ist. An dieses Letzte Abendmahl erinnern sich die Christen in den Gottesdiensten (Eucharistiefeier), wenn sie das Brot (eine Oblate) essen. Am Gründonnerstag trinken zusätzlich alle einen kleinen Schluck Wein.
Warum nun „Grün“donnerstag? Die Herkunft des Namens hat wohl wenig mit dem Spinat zu tun, der an diesem Tag wegen seiner grünen Farbe traditionell gegessen wird. Vermutlich kommt das Wort vom mittelhochdeutschen „greinen“, das so viel wie „weinen“ bedeutet. Das wiederum kommt von einer alten kirchlichen Tradition: wer eine schwere Sünde begangen hatte, wurde am Aschermittwoch aus der Kirche ausgeschlossen. Am Gründonnerstag dann wurden diese „weinenden“ Sünderinnen und Sünder wieder in die Kirche aufgenommen.
Nach dem abendlichen Gottesdienst mit Fußwaschung und Abendmahlsfeier endet der Tag – der erste der drei heiligen Tage – im Schweigen. Denn nach dem Abendmahl ging Jesus in einen Garten am Jerusalemer Ölberg um zu beten. Danach wurde er von einem seiner Freunde verraten und von Soldaten gefangen genommen. Deshalb verstummen die Glocken, die sonst ein Ausdruck der Freude sind – sie sind erst an Ostern wieder zu hören. Und manche Christen bleiben sogar noch nachts zum Gebet in der Kirche.
Interreligiöser Fact: Jesus und seine Freundinnen und Freunde waren Jüdinnen und Juden – deshalb feierten sie zusammen ein Pessach-Mahl. Als die ersten Christinnen und Christen begannen, jedes Jahr Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern zu feiern, orientierten sie sich am jüdischen Festkalender. Auch heute noch sind Ostern und Pessach immer in einer gewissen zeitlichen Nähe.
Bibelstellen: Johannes 13,1-20; Matthäus 26,20-56
KJÖ, ES / OJÖ, ND / EJÖ, PG