Sukkotbeginn 2023
15. Tischrei
Was sind das für komische Hütten im Hof? Die Sukkot unserer jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn!
Sukkot ist das jüdische „Laubhüttenfest“ und das klassische der drei Erntedankfeste. Dabei wird nicht nur der erfolgreichen Lese gedacht, sondern auch dem Schutz, welcher der Allmächtige den aus Ägypten fliehenden Israeliten gewährte (siehe dazu Pessach). Besonders wichtig ist zu diesem Feiertag einerseits eine Sukkah, oder Laubhütte zu bauen, um dort diversen Aktivitäten nachzugehen, und andererseits die Durchführung bestimmter Segenssprüche, mit einem Bündel aus vier landwirtschaftlichen Erzeugnissen, den „Arba Minim“ (vier Arten).
Die Sukkah symbolisiert die provisorischen Unterkünfte, welche unsere Vorfahren bewohnten als sie zuerst aus der Sklaverei in Ägypten flüchteten, und später 40 Jahre durch die Wüste Sinai auf ihrem Weg in das gelobte Land wanderten. Neben den üblichen Festmahlen, und dem Tauchen von Brot in Honig (siehe dazu Rosch Haschanah), sollte man über mehrere Tage hindurch so viele Mahlzeiten wie möglich in der Sukkah einnehmen, dort beten, lernen, und nach Möglichkeit auch schlafen. Letzteres lässt man aber in unseren Breiten regelmäßig aus, auch da es im zentraleuropäischen Herbst in Bambushütten recht frisch wird.
Die „vier Arten“, symbolisieren die vier Persönlichkeiten, welche das Volk Israel ausmachen. Dabei werden „Etrog“ (eine Art Zitrone), „Lulav“ (Palmblatt), „Haddasim“ (Myrtenzweige) und zwei „Aravot“ (Weidenzweige) in einem Bündel zusammengebunden, um die Einigkeit der vier Symbole und somit des Volkes Israel zu demonstrieren. Jedes dieser Bestandteile weist eine andere Kombination von Geschmack (Torah) und Aroma (gute Taten) auf. Der Etrog etwa, symbolisiert eine Jüdin oder einen Juden, der sowohl das eine als auch das andere aufweist. Aber auch die Aravah, welche weder über das eine noch das andere verfügt, ist integraler Bestandteil des Volkes. Mit dem Bündel wird täglich ein eigener Segenspruch gebetet, bei dem die vier Symbole in alle sechs Richtungen (die Himmelsrichtungen, sowie nach oben und unten) geschüttelt werden.
Gibt es einen jüdischen Regentanz? Zur Zeit des Beit HaMikdasch (der heilige Tempel, siehe dazu Tish’A B’Av), fand zu Sukkot eine der drei jährlichen Pilgerfahrten nach Jerusalem statt (neben Pessach und Schawuot). Da zu Sukkot der Allmächtige auch darüber bestimmte, wieviel Regen im folgenden Jahr fallen würde, brachte man zu diesem Anlass auch Gaben von Wein und Wasser dar. Das wurde mit Gesang und Tanz gefeiert. Einen jüdischen Regentanz gibt es also nicht, aber Sukkot wird in alter Tradition auch heute mit entsprechender Freude zelebriert.
Fact: Sukkot ist die Glanzstunde der Zitronenwissenschaft. Zu Sukkot einen besonders koscheren Etrog zu finden ist nicht einfach. Es gibt eine Fülle an rabbinischer Rechtsprechung im Hinblick auf die verschiedenen Eigenschaften welche ein guter Etrog aufzuweisen hat. Man wird daher regelmäßig gegen Sukkot sehen, wie Zitronen mit einer Lupe studiert, poliert, vorsichtig eingepackt wie ein Schatz in einem eigenen Karton befördert, und stolz Bekannten präsentiert werden, um dann ausgiebig über deren Eigenschaften zu diskutieren.
JöH, MM